Königin aus Ghana wohnt in Hockenheim
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen Anruf mit der Nachricht: Sie sind die neue Königin von einem Volk in Ghana. Klingt verrückt, aber genau das ist Joyce Bansah aus Hockenheim passiert.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen Anruf mit der Nachricht: Sie sind die neue Königin von einem Volk in Ghana. Klingt verrückt, aber genau das ist Joyce Bansah aus Hockenheim passiert.
Von Hockenheim nach Ghana
Plötzlich Königin! So könnte der Titel zur Geschichte von Joyce Bansah lauten. Sie wohnt zwar in Hockenheim, regiert aber jetzt ein Volk in Ghana und zwar per WhatsApp, Facebook und Skype. Gerade ist sie von ihrer Reise und ihrer Krönung aus Afrika zurückgekommen und muss das alles erst einmal verarbeiten: „Ich bin nervös, weil ich weiß nicht was alles auf mich zukommen wird.“ Als ich meine Krone aufgesetzt bekommen habe dachte ich nur „Oh Gott, jetzt gibt es kein Zurück mehr“. Ich probiere es einfach mal, ob ich es hinbekomme“, sagt sie grinsend.
Der Papa wollte, dass sie das Amt übernimmt
Dass sie die nächste in der Thronfolge ist, hat Joyce von ihrem Papa erfahren. Der hat sie nämlich angerufen und ihr die Entscheidung des Komitees mitgeteilt. „Ich dachte erst „ohje ohje“ und habe ihn gefragt, warum ich ausgewählt wurde, es gibt doch viele andere Frauen in der Familie, wie meine Cousinen, die das machen könnten, denn ich bin so weit weg und habe Kinder. Aber das Komitee meinte, dass ich das gut machen werden sowie mein Papa und dann habe ich eben „ja“ gesagt“. Er ist richtig stolz auf mich“, erzählt Joyce. Stolz sind auch ihre Kinder. „Die finden das toll. Am Anfang dachten Sie ich machen einen Scherz, so richtig haben sie das erst realisiert als wir nach Ghana geflogen sind und da haben sie gemerkt, dass es wirklich passiert.“
Das Leben als Königin
Joyce Bansah regiert in Ghana nun über 30.000 Menschen. Ihr Volk nenn sich Ahado-Hohoe. Und natürlich hat Joyce auch Bedienstete, die sich vor Ort um alles kümmern. „Es wird jemand gesucht, der immer neben dir sitzt und alles für dich macht, wie kochen, putzen und waschen. Das ist einmal schön, aber es gibt auch Sachen, die ich auch selbst machen kann, wie zum Beispiel meine Tasche tragen. Ich wollte meine Sachen ins Auto bringen und dann kam gleich jemand und bat mich ihm die Taschen zu geben, weil er sonst ärger bekommt. Ich dachte nur, ich kann das auch alleine, das ist nicht schwer, aber ich durfte es nicht“, berichtet sie. Aber das Königinsein hat natürlich auch viele schöne Seiten. Zum Beispiel die Kleider. So gibt es zum Bespiel Stoffe, die nur für Königinnen bestimmt sind, aus diesen werden dann Kleider und Schals genäht. Und natürlich besitzt sie auch eine Krone bzw. zwei: „Ich habe eine goldene und eine Silberne“, erzählt Joyce.
Königin sein ist ein Fulltime-Job
Auch, wenn Joyce Bansah oder wie ihr Volk sie nennt „Mama Adziwonor III“ nicht vor Ort wohnt, ist das mit dem Regieren doch ein anstrengender Job. „Ich habe Vertreter vor Ort, mit einer Vertreterin telefoniere ich jeden Tag und sie berichtet mir was es Neues gibt. Mit WhatsApp und Facebook geht sowieso alles. Wenn jemand aus dem Volk Probleme hat, gehen sie zu meinen Vertretern und die melden sich dann bei mir und ich überlege dann wie man helfen kann.“ Was Joyce als erstes verbessern möchte, weiß sie auch schon: „Viele Kinder haben keinen Vater und die Mütter haben kein Geld, um die Kinder zur Schule zu schicken. Vor allem die Mädchen, die sind zuhause, sie betteln um Geld oder müssen etwas verkaufen, um Geld für Essen zu bekommen, und deswegen können sie auch nicht in die Schule gehen und das berührt mich sehr.“ Aber auch das Schicksal vieler alter Menschen hat Joyce bei ihrer dreiwöchigen Krönungsreise in Ghana berührt: „Die Menschen haben kein Geld für Rollstühle und müssen schwer am Stock laufen.“ Deshalb möchte sie gerne Geld für Rollstühle sammeln. Denn hier liegt das Problem, sie als Königin bekommt kein Geld vom Staat, sondern ist auf Spenden angewiesen, deshalb möchte sie jetzt eine Organisation gründen.
Ghana als neue alte Heimat
Wieder in Ghana wohnen, das kann sich Joye Bansha im Moment noch nicht vorstellen, aber das liegt vor allem an ihren Kindern (3, 6 und 15 Jahre). Wenn sie erwachsenen sind, schließt sie eine Rückkehr nicht aus. Bis dahin regiert sie von ihrem Wohnzimmer aus. Dafür bekommt sie extra einen Thron gefertigt, auf dem muss sie dann sitzen, um zu regieren. Übertragen wird das dann via Skype auf eine Großbildleinwand in Afrika. „Das wird aufredend“, lacht sie.