Huawei holt sich unser Wahrzeichen vor die Haustür
Das Heidelberger Schloss gibt es jetzt zweimal. In China wurde eine exakte Kopie vom Schloss und dem Brückentor der Alten Brücke gebaut. Wo, warum und alle Hintergründe lest ihr jetzt hier.
Das Heidelberger Schloss gibt es jetzt zweimal. In China wurde eine exakte Kopie vom Schloss und dem Brückentor der Alten Brücke gebaut. Wo, warum und alle Hintergründe lest ihr jetzt hier.
Malerisch thront es über der Altstadt: das Heidelberger Schloss. Seit dem 13. Jahrhundert fasziniert der Bau die Menschen. Hunderttausende Touristen aus aller Welt kommen jedes Jahr, um das Schmuckstück der Renaissance zu besuchen. Darunter sehr viele Chinesen. In China ist Heidelberg mit seinem Schloss eine wahre Legende. Sehnsuchtsort. Vorbild. Wahrzeichen für Kultur und Perfektion. Die Chinesen haben einen tiefen Respekt vor unserer Architektur. Ein Zeichen der Wertschätzung ist die Kopie!
Wir schauen nach Shenzhen – Megacity in Südchina und Sonderwirtschaftszone. Bedeutend für ausländische Investitionen. Mit über 12 Millionen Einwohnern gilt die Metropole im Perlflussdelta als eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt und bildet das chinesische Pendant zum amerikanischen Silicon Valley. Auch der Technologiekonzern Huawei (Handy und Telekomausrüstung) hat dort seinen Sitz.
Seit 2014 baut Huawei nun einen neuen Campus. Ein Ort, an dem Forschung, Entwicklung, Kundendienst, Management zusammengefasst werden. Wo gearbeitet und auch gelebt wird. Doch wo Google und Co. auf futuristische Gebäude für ihre Büros und Konferenzsäle setzen, begeistert sich Huawei für europäische Monumente. Insgesamt 12 Sehenswürdigkeiten wurden nachgebaut, wie das Gebäude der Pariser Sorbonne im Quartier Latin, die Universität von Oxford, Paläste aus Grenada und Verona und das Heidelberger Schloss! Alles in Originalgröße und nur einen Katzensprung voneinander entfernt.
Das Heidelberger Schloss ist aus rotem Sandstein gebaut worden. Der Friedrichsbau kommt gleich zweimal vor, das Engelsrelief vom Ruprechtsbau wurde nachgebaut und vergoldet. Größe, Form, Farbe – täuschend echt und beeindruckend. Der Spiegelsaal des Friedrichsbau wurde zu einem Konferenzsaal. Dazu – in direkter Nachbarschaft – das Brückentor der Alten Brücke mit künstlichem Neckarfluss.
Nach diesem Prinzip wurden alle Gebäude auf dem Campus erstellt. Eingeteilt sind sie in vier einzelne Themenparks, die nach den entsprechenden Ländern gestaltet wurden. Alle zehn Minuten fahren Züge, die der schweizerischen Bundesbahn nachempfunden wurden. 8 Kilometer erstreckt sich die gesamte Bahnstrecke und an jeder Sehenswürdigkeit befindet sich eine Haltestelle.
Seit Juli 2018 wohnen die ersten Mitarbeiter bereits auf dem Gelände des Mega-Projekts. Rund 1,5 Milliarden US-Dollar hat die gewaltige Konstruktion samt Infrastruktur verschlungen. Doch wozu das alles? Huawei schreibt:
„[...]moderne Mega-Cities in China wie Shenzhen sind mit Hochhäusern überladen – die Firma wollte ein komplett neues Umfeld für seine Mitarbeiter schaffen und sich auf den Kontrast und architektonische Vielfalt konzentrieren.“
Vor allem Kreativität will man mit dieser Umgebung anregen. Auch Einkaufsläden und Cafés sind schon in Planung.
Einige Kritiker in China stehen dem Mega-Projekt mit Argwohn gegenüber. Sie empfinden das Kopieren der europäischen Renaissance auf chinesischem Boden als imageschädigend, ist Huawei doch ein chinesischer Konzern, der zu seiner eigenen Kultur stehen sollte.
Man kann es aber auch als Hommage an die europäische Architektur der vergangenen Jahrhunderte sehen, für die die meisten Chinesen schon immer Begeisterung gezeigt hatten. Das Heidelberger Schloss und die Alte Brücke werden im Reich der Mitte für neue Fans und Freunde sorgen. Und irgendwie können wir auch stolz darauf sein, was unsere Vorfahren hier in der Metropolregion Rhein-Neckar geleistet haben.
Weitere Bilder findet ihr hier!
(Autor: Dominik Brod)