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Das historische Karussell aus Lorsch steht jetzt in Bensheim

Zwei Städte streiten sich um Karussell auf Weihnachtsmarkt

Eigentlich sollte die Weihnachtszeit ja eine besinnliche Zeit sein. Doch zwischen den beiden Städten Lorsch und Bensheim war sie Anlass zu einem kleinen Streit. Der drehte sich um das Karussell, das die letzten Jahre auf dem Lorscher Weihnachtsmarkt stand – dieses Jahr aber in Bensheim.

Seit Jahren schon steht in Bensheim auf dem Weihnachtsmarkt ein Riesenrad und ist dort ein echtes Highlight. Doch dieses Jahr wollte ein Berliner Weihnachtsmarkt das Riesenrad und der Schausteller hat sich für die Hauptstadt entschieden. Und so fing alles an… Die Stadt Bensheim war anfangs natürlich sehr enttäuscht. Aber Stadtsprecher Matthias Schaider weiß auch:

Da muss Bensheim zugeben, dass es etwas kleiner ist. Und die Chance kann sich der Betreiber natürlich nicht nehmen lassen.

Schließlich musste sich die Stadt Bensheim eine neue Attraktion suchen. Da war der Blick in den Nachbarort natürlich nicht weit. Seit einigen Jahren steht hier ein historisches Karussell auf dem Weihnachtsmarkt, das in den 60ern auch schon mal in Bensheim stand. Da nun der Bensheimer Weihnachtsmarkt mehrere Wochen lang dauert (28. November bis 22. Dezember) und der Lorscher Weihnachtsmarkt nur drei Tage (29. November bis 1. Dezember) hat sich die Familie, die das Karussell betreibt, dieses Jahr für den Bensheimer Weihnachtsmarkt entschieden.
 
Die Situation für Lorsch

Der Lorscher Weihnachtsmarkt ist vor dem Weltkulturerbe – dem Kloster – gelegen. Da hatte das Karussell laut der Leiterin des Kulturamts Gabi Dewald besonders gut reingepasst. Lange hatte die Schaustellerfamilie gerungen und es Lorsch eigentlich versprochen. Kurzfristig hat sich die Familie dann aber doch um entschieden, so Dewald. In allen Werbe-Plakaten und Flyern wird schon für das Karussell geworben. Immerhin haben die Schausteller versprochen, dass ein anderes historisches Karussell stattdessen nach Lorsch kommt. Das ist ebenfalls fast 100 Jahre alt. Statt in Holzpferden kann man in dem Karussell dann mit Fahrzeugen, wie Autos oder Motorrädern fahren. Der Schausteller will als Entschuldigung die Einnahmen des ersten Tages auf dem Weihnachtsmarkt in Bensheim an bedürftige Kinder in Lorsch spenden. Gabi Dewald nimmt es inzwischen sportlich:

Man muss auch mal verlieren können.

Wie es jetzt die nächsten Jahre weitergeht und wo das Riesenrad und das historische Pferdekarussell stehen werden, das wird sich noch zeigen. 

 

Das Karussell

Das Karussell ist über 100 Jahre alt und gehört der Schaustellerfamilie Schneider, die ursprünglich aus Worms kommt. Im zweiten Weltkrieg wurde das Karussell unter der Erde vergraben. Jedes Stück einzeln. Und danach wieder zusammengesetzt. Früher wurde es mit echten Pferden angetrieben. Inzwischen hat es einen historischen Salzwasserantrie, so Dewald: 

Der Motor taucht in Salzwasser und dadurch entsteht Elektrizität.

Unter dem Elektromotor, welcher sich über einem Salzwasserbecken befindet, werden Elektroden in ein Becken gefahren, wodurch sich der Stromkreis schließt. Je tiefer diese ins Wasser eingetaucht werden, desto schneller dreht sich das Karussell.