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Containern gegen Lebensmittelverschwendung

Über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen laut einer WWF-Studie in Deutschland pro Jahr in Mülltonnen. Das muss sich ändern, fordern Umweltaktivisten und haben deshalb am Samstag bundesweit „containert“. Auch in Karlsruhe und Heidelberg.

Um kurz nach 12 Uhr haben sich Aktivisten der Gruppe Letzte Generation am Samstag in Heidelberg getroffen, ausgerüstet mit Taschen, die sie voll machen wollten. In den Mülltonnen hinter einem Supermarkt wurden sie fündig. Joghurt, Salat und frisch eingeschweißtes Obst packten sie ein. Ebenso wie eine große Tüte mit Donuts, Laugenstangen und Nussschnecken. Wohl Gebäck vom Vortag. Michael hat diese entdeckt und dabei containert der 23-jährige Student heute zum ersten Mal:

Ich dachte, das würde da alles lose drin rumliegen, aber es war wunderbar geschützt und trocken, sodass es noch genießbar ist und wir es mitnehmen konnten. Mir war selbst nicht bewusst wie viele gigantische Mengen Essen wir jeden Tag wegwerfen. Das einmal mit eigenen Augen zu sehen schockiert einfach. Es wäre natürlich viel schöner und appetitlicher, wenn die Lebensmittel in Kisten zum Verschenken oder zum günstigeren Verkauf angeboten würden.

Keine Angst vor Krankheiten

Angst vor Salmonellen oder anderen Krankheiterreger haben die Aktivisten nicht. Auch nicht Pia, die 21-Jährige hat sogar schon einmal Sushi im Wert von 80 Euro containert und erzählt:

Ich würde niemals an einem Sonntagabend nach einem 30-Grad-Tag containern gehen. Je kühler desto entspannter ist es natürlich. Aber einen gekühlten Joghurt, den kann man auch zwei Monate später noch essen. Man muss sich einfach auf seine Sinne verlassen: Riechen, schmecken, wie ist die Konsistenz, schmeckt das normal…und dann esse ich das auch.

Die containerten Lebensmittel haben die Aktivisten am Samstag zeitweise verschenken. Dafür haben sie an der Straße vor dem Supermarkt einen Tisch aufgebaut. Vorbeikommende Passanten fanden die Aktion toll und langten zu.

Aktivisten rufen selbts die Polizei
Beim Containern wurden die Aktivisten vom Filialleiter überrascht, der sich zwar verständnisvoll zeigte, sie aber bat zu gehen. Er rief nicht die Polizei, sondern die „Diebe“ selbst. Vier der beteiligten Aktivisten zeigten sich selbst an. Einer der Lebensmittel-Retter weigerte sich die Lebensmittel zurück in die Mülltonne zu werfen. Daraufhin packten die Polizeikräfte die Lebensmittel in Einkaufswägen und brachten sie zurück in die Mülltonnen. Es wird ermittelt wegen Diebstahls und Hausfriedensbruch. Aber das nahmen die Aktivisten in Kauf, sagt Michael:

Wir haben nur noch 3 bis 4 Jahre um eine absolute Klimakatastrophe aufzuhalten. Und wie kann man glauben, dass wir alles tun, wenn wir gleichzeitig Tonnen an Lebensmitteln wegschmeißen, die etwa Eindrittel der Lebensmittel in Deutschland ausmachen?

Mit der Aktion wollten die Aktivisten ihrer Forderung nach einem „Essen-Retten-Gesetz“ Nachdruck verleihen. Dieses Gesetzt soll die Verschwendung von Lebensmitteln stoppen. Ähnlich wie in Frankreich, hier gibt es schon ein Gesetzt, das das Wegwerfen von noch genießbaren Lebensmitteln verbietet. Weiter ähnliche Aktionen haben die Aktivisten der Letzten Generation in den kommenden Wochen geplant. Der Name der Gruppierung bezieht sich darauf, dass sie eben die letzte Generation sind, die in der Lage ist, die Folgen der Klimakrise zu begrenzen.