Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio

Naturschützer bitten um Rücksicht auf Wildtiere

Die Fasnachtsferien beginnen - viele werden die für einen Ausflug in den verschneiten Schwarzwald nutzen.

Loipen, Winterwanderwege und Rodelhänge sind laut Naturpark Südschwarzwald gut besucht, aber auch abseits der Wege herrsche an vielen Orten ein reges Treiben. Für die Wildtiere im Schwarzwald sei das eine große Beunruhigung. Besucher werden deshalb gebeten, die Wege nicht verlassen. Wo es keine markierten Routen gibt, sollten Freiflächen vorgezogen werden. Wälder und Waldränder sind Rückzugsorte für die Wildtiere und somit besonders sensible Bereiche. Hunde sollten an der Leine zu bleiben, damit Wildtiere nicht aufgescheucht werden. Außerdem wird empfohlen, nur tagsüber unterwegs zu sein. Bei Anbruch der Dämmerung und in der Nacht werden viele Wildtiere aktiv und gehen auf Nahrungssuche.

Die Nahrung für Reh, Auerhuhn, Gämse und Co. ist knapp, das Wetter mehr als ungemütlich. Viele Wildtiere haben deshalb außergewöhnliche Fähigkeiten oder besondere Strategien entwickelt. Welche das sind, dazu gibt die Initiative „bewusstWild“ Einblicke.

Der Fuchs zum Beispiel hat eine sehr feine Nase; auch durch eine 30 cm tiefe Schneeschicht kann er eine Maus riechen. „Die würden wir noch nicht einmal wahrnehmen, wenn wir nach einer wilden Rodelfahrt mit dem Schlitten umkippen und Kopf voraus im Schnee landen“, lacht Mirjam Willert, Projektmanagerin von „bewusstWild“. Sie ist Mitarbeiterin beim Naturpark Südschwarzwald, der zusammen mit dem Verein Auerhuhn im Schwarzwald die Trägerschaft dieser Initiative bildet. „bewusstWild“ gibt spannende Einblicke, wie Wildtiere über den Winter kommen.

Ein weiteres beeindruckendes Beispiel ist der winterliche Ruhemodus der Rothirsche. Ihre Körpertemperatur wird aktiv heruntergefahren, der Herzschlag verlangsamt sich, Organe wie Magen, Niere, Leber und sogar das Herz schrumpfen. Alles, um Energie zu sparen. In diesem Ausnahmezustand verharren die Hirsche oft bewegungslos an einer geschützten Stelle.

„Auch das Auerhuhn schützt sich auf eine besondere Art vor der Kälte: Es gräbt Löcher oder Höhlen in den Schnee und ruht sich dort aus“, ergänzt Silja Ramlow, Geschäftsführerin des Vereins Auerhuhn im Schwarzwald. Die Tiere haben gefiederte Füße, die im Winter Hornstifte aufweisen; damit laufen sie auf dem Schnee wie auf „Schneeschuhen“. Im Winter ernähren sich Auerhühner vor allem von Nadeln der Kiefer, Tanne und Fichte – einer kargen Kost. „Zur energiezehrenden Balz im Frühjahr werden die restlichen Energiereserven des Winters mobilisiert“, erläutert Ramlow weiter.

Die Energiereserven der Wildtiere im Winter sind also gering. Jede Flucht verbraucht kostbare Energie, die das Wildtier nur schwer wieder auffüllen kann. Es ist geschwächt, und im schlimmsten Fall bedeutet eine Flucht den Tod des Tieres. „Wenn uns bewusst ist, wie erstaunlich die Überlebensstrategien der Tiere sind und wenn wir gleichzeitig wissen, dass jede zusätzliche Beunruhigung eben dieses Überleben gefährdet, dann wächst in vielen Winterbegeisterten vielleicht der Wunsch, wildtierfreundlich im Schnee unterwegs zu sein“, hoffen die Verantwortlichen der Initiative „bewusstWild“.

Fotos: Stefan Büchner und Robin Lyon Unsplash