Trockenes oder sekundäres Ertrinken: Das müssen Eltern wissen
Auch Stunden nach einem Badeunfall können Kinder ertrinken. Das Phänomen nennt sich "Sekundäres Ertrinken" und ist vielen Eltern gar kein Begriff.
Auch Stunden nach einem Badeunfall können Kinder ertrinken. Das Phänomen nennt sich "Sekundäres Ertrinken" und ist vielen Eltern gar kein Begriff.
Sommerzeit ist ganz klar Badezeit - sehr zum Vergnügen von Kindern. Doch gerade für sie kann der Badespaß schnell gefährlich werden. Eltern sollten ihren Nachwuchs am oder im Wasser niemals aus den Augen lassen, denn Ertrinken gilt als zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern. Doch fast die Hälfte aller Eltern wissen nicht, dass ein Kleinkind unter drei Jahren bereits bei einer Wassertiefe von 5 cm ertrinken kann, erklärt Kinderarzt Dr. med. Manfred Praun beim Gesundheitsforum für Kinder- und Jugendmedizin. Dabei rufen sie nicht nach Hilfe oder rudern wild mit den Armen, im Gegenteil, Kinder ertrinken ganz leise. Sie gehen einfach unter, während die Eltern ahnungslos in der Nähe stehen, sich unterhalten oder lesen, macht Dr. Praun deutlich.
Scheint nach einem Badeunfall alles in Ordnung zu sein, kann es dennoch zu massiven Folgeschäden kommen, je nachdem wie lange das Gehirn ohne Sauerstoff auskommen musste. Selbst dann, wenn das Kind zunächst beschwerdefrei wirkt, besteht dennoch Gefahr, denn besonders tückisch ist in diesem Zusammenhang das sogenannte "sekundäre" Ertrinken bzw. das "trockene" Ertrinken.
Sekundäres Ertrinken:
Wenn Wasser in die Lunge gelangt ist oder das Kind zu viel Wasser geschluckt hat, können als Folge zeitverzögerte Komplikationen auftreten. In der Lunge kommt es dabei zu Entzündungsreaktionen oder Ödemen, die den Gasaustausch beeinträchtigen. Ein Sauerstoffmangel tritt auf, der unbehandelt zum Tod führen kann. Dieser Zustand tritt meist in den nächsten 24 Stunden auf, also erst viel später. In der Regel ist ein Ertrinkungsunfall der Auslöser für das zweite Ertrinken, das heißt, wenn ein Kind ins Wasser fällt und gerettet werden muss.
Anzeichen für das sekundäre Ertrinken sind:
Eltern sollten ihr Kind nach einem Badeunfall längere Zeit aufmerksam beobachten, auch wenn es so scheint, als wäre alles gut. Treten die oben genannten Symptome aus, sollte umgehend eine Kinderklinik aufgesucht werden.
Trockenes Ertrinken:Beim sogenannten trockenen Ertrinken gelangt kein Wasser in die Lunge. Sie bleibt quasi trocken. Es handelt sich um eine Schockreaktion des Körpers. Verliert ein Kleinkind aufgrund seines überproportional großen Kopfes den Halt und fällt ins Wasser, wird dieses eingeatmet und es kommt zu einem Stimmritzenkrampf. Die Stimmbänder verkrampfen sich im Kehlkopf und die Atmung wird unmöglich. Dieser Zustand tritt sofort auf und kann nicht übersehen werden. Löst sich der Krampf, passiert nichts, hält er jedoch an, kann das Kind ersticken - selbst in der kleinsten Pfütze.
Beide Arten des Ertrinkens gelten als atypisch, da sie erst auftreten, nachdem das betroffene Kind aus dem Wasser gezogen wurde, führen zur Atemnot und im schlimmsten Fall zum Tode.
Beim "Trockenen Ertrinken" kommt das Wasser nicht in die Lunge. Es ist das eingeatmete Wasser, was zu einem Stimmritzenkrampf (Verkrampfung der Stimmbänder) im Kehlkopf führt. Sofort bekommt das Kind keine Luft mehr.
Beim "Zweiten Ertrinken" hingehen, kommt das Wasser in die Lunge und schädigt die Lungenbläschen. Hier wird auch von einer Bildung eines "Lungenödem" gesprochen. Dabei kann auch noch Stunden danach eigene Flüssigkeit aus dem Blut in die Lunge gelangen.
Um Badeunfälle zu vermeiden, sollten die folgenden Tipps beachtet werden:
Quelle: Erste Hilfe für Kinder, Gesundheitsforum für Kinder- und Jugendmedizin