Familie mit krankem Kind im Wartebereich
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Familie mit krankem Kind im Wartebereich
"Oft kein Verständnis für lange Wartezeiten"

Notaufnahme-Stress: Eltern frustriert, Pflegekräfte am Limit

Eltern müssen oft lange mit ihren Kindern in der Notaufnahme warten, was schnell Frust auslöst - Pflegekräfte geraten dabei unter Druck. Doch ist jedes kranke Kind ein Fall für die Notaufnahme?

Wartefrust in der Notaufnahme: Warum Geduld für Eltern und Pflegekräfte gleichermaßen wichtig ist

Wieso kommt es zu langen Wartezeiten, wenn es doch eine Notaufnahme ist?

Kommen Eltern mit ihren kranken Kindern in die Notaufnahme, erhoffen sie sich, dass ihrem Nachwuchs schnell geholfen wird. Doch die Wartezeit kann oft Stunden betragen. Der Geduldsfaden kann dabei schnell reißen, besonders wenn es um die Gesundheit des eigenen Kindes geht. In solchen Momenten geraten Pflegekräfte immer wieder ins Visier der Emotionen. Dabei ist die oberste Priorität jeder medizinischen Fachkraft in einer Notaufnahme, jedes Kind sicher und kompetent zu versorgen. Mila L., Kinderkrankenpflegerin, die in der Notaufnahme der Kinderklinik Heidelberg tätig war, erklärt im Interview mit RPR1., warum es immer wieder zu langen Wartezeiten kommen kann. 

Ich weiß, dass es für die Familien frustrierend sein kann, wenn sie mit einer angsteinflößenden Situation zu uns kommen und dann erst einmal im Wartebereich bleiben müssen. Doch es gibt Gründe, warum Wartezeiten entstehen – unabhängig von der Tageszeit. Oft haben Eltern jedoch kein Verständnis für lange Wartezeiten. Dabei ist nicht jede Erkältung ein Fall für die Notaufnahme.
Kinderkrankenpflegerin Mila L.

Gründe für lange Wartezeiten in der Notaufnahme

Triage-System:
In der Notaufnahme werden Patienten nicht nach der Reihenfolge ihres Eintreffens behandelt, sondern nach der Schwere ihrer Erkrankung oder Verletzung. Dafür gibt es das Triage-System, das den Fachkräften eine strukturierte und zielführende Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit ermöglicht. „Das ist notwendig, um möglicherweise aufkeimende, lebensbedrohliche Situationen frühzeitig zu erkennen", so die Kinderkrankenpflegerin.

Personalmangel:
„Oft haben wir am Limit gearbeitet. An guten Tagen waren wir zu sechst, manchmal aber auch nur zu viert. Nachts waren wir meist nur zu zweit, mit einem einzigen Dienstarzt, der gleichzeitig noch für andere Stationen zuständig war. Gerade nachts kam es daher häufig zu langen Wartezeiten, weil wir nicht alle Patienten gleichzeitig behandeln konnten.“

Hohe Patientenzahlen:
Die Notaufnahme ist eigentlich für echte Notfälle gedacht. Doch es kommt immer wieder vor, besonders am Wochenende oder nachts, dass Eltern mit weniger dringenden Anliegen direkt in die Notaufnahme kommen, anstatt vorher den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen. „Wir können niemanden abweisen oder die Hilfe verweigern. Wir wollen allen eine umfassende Behandlung bieten, um nichts zu übersehen.“

Unvorhersehbare Notfälle:
„Es kann jederzeit passieren, dass während der Versorgung eines Kindes ein dringlicherer Notfall hinzukommt, auf den wir schnell reagieren müssen. Das fordert Zeit und Ressourcen von allen Beteiligten. Leider haben viele Eltern dafür kein Verständnis und lassen ihren Unmut an uns aus.“

Im Umgang mit Kindern ist es entscheidend, die Schwere der Symptome richtig einzuschätzen. Das ist nicht immer einfach und für Eltern oft schwer verständlich. Aber wenn sich Eltern regelmäßig informieren und sich auf eventuelle Notfälle vorbereiten – beispielsweise durch einen Erste-Hilfe-am-Kind-Kurs –, können sie im Ernstfall zumindest etwas ruhiger und sicherer reagieren und die Gesundheit ihres Kindes besser beurteilen.

Wann reicht für dein Kind ein Arztbesuch und wann zählt jede Sekunde?

Es ist der Alptraum jedes liebenden Elternteils: Das eigene Kind erkrankt akut oder verletzt sich. In solchen Momenten stellen sich oft Fragen wie: „Ist das ein Notfall? Muss ich mit meinem Kind zum Arzt oder sollte ich doch direkt in die Notaufnahme fahren?“

Diese Unsicherheiten sind verständlich, denn was passiert, wenn man die Anzeichen falsch deutet und das Kind mit einer Fehlentscheidung gefährdet?

Es gibt viele Symptome, die auf einen Notfall hinweisen und einen Besuch in der Notaufnahme notwendig machen. Im Folgenden möchten wir die häufigsten Symptome und Situationen erläutern:

Atemnot:
Häufig hat erschwerte Atmung harmlosere Ursachen wie eine Erkältung, Bronchitis oder eine andere Infektion der Atemwege. Wenn das Kind jedoch nur schwer Luft bekommt, sich die Haut blau verfärbt (zyanotisch) oder es zu Kaltschweißbildung kommt, besteht akute Erstickungsgefahr, und es sollte schnell Hilfe geholt werden.

Erstmaßnahmen bei akuter Atemnot:

  • Das Kind in eine aufrechte Position bringen.
  • Atemerleichternde Stellungen einnehmen (z. B. Torwarthaltung, mit den Armen über dem Kopf an eine Wand lehnen, falsch herum auf einen Stuhl setzen und sich an der Rückenlehne abstützen).
  • Beengende Kleidung ausziehen.
  • Für kalte Frischluft sorgen.
  • Lippenbremse anwenden (Luft durch den Mund gegen die Lippen ausatmen).

Einatmen von Fremdkörpern:
Aspiration bedeutet das Einatmen von festen oder flüssigen Fremdkörpern in die Atemwege. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Kind ein kleines Legobauteil verschluckt hat, achte auf folgende Symptome: Bewusstseinseintrübung, plötzliche Atemnot, Husten, Blaufärbung der Haut, Brustschmerzen.

Erstmaßnahmen bei akuter Aspiration:

  • Das Kind zum kräftigen Husten auffordern.
  • In Bauchlage und Kopftieflage maximal fünf feste Schläge zwischen die Schulterblätter geben, während du das Kinn des Kindes stützt.
  • In schweren Fällen das „Heimlich-Manöver“ anwenden (nur bei Kindern über 1 Jahr).

Vergiftungen:

Vergiftungen durch Medikamente, Haushaltsreiniger oder Pflanzen können eine Vielzahl unspezifischer Symptome verursachen. In jedem Fall sollte sofort die Notaufnahme aufgesucht und der Giftnotruf kontaktiert werden.

Giftinformationszentrum der Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland:
Tel.: 06131 – 19 240

Hohes Fieber:
Kinder entwickeln häufiger Fieber als Erwachsene, und bei Kindern über 3 Monaten ist Fieber bis 39,5°C meist nicht besorgniserregend. Steigt das Fieber jedoch höher, lässt sich nicht senken oder treten zusätzlich Symptome wie Erbrechen, Lichtempfindlichkeit oder Nackensteifigkeit auf, sollte die Notaufnahme aufgesucht werden.

Einige Maßnahmen bei Fieber:

  • Wadenwickel,
  • viel trinken, um eine Dehydration zu vermeiden,
  • fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen.

Krämpfe oder Anfälle:

Hat dein Kind einen Krampfanfall, besonders wenn dies das erste Mal ist, oder dauert der Anfall länger als drei Minuten, sollte dies unbedingt als medizinischer Notfall behandelt werden.

Der Hiemlich-Handgriff

Erste Hilfe bei Kleinkindern und Säuglingen: Ersticken
Erste Hilfe bei Kleinkindern und Säuglingen: Ersticken

Was tun im Zweifelsfall?

Sollten Sie sich in einer Situation unsicher sein, ob ihr Kind ein Fall für die Notaufnahme ist oder nicht, steht in Deutschland der ärztliche Bereitschaftsdienst rund um die Uhr zur Verfügung unter der Nummer 116 117. Dort können geschulte Mitarbeiter helfen die Situation besser einzuschätzen und eine Empfehlung geben, wie weiter zu handeln ist.

 

Quelle: kinderaerzte-im-netz.de, babelli.de, aok.de, ada.com

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