Die mentale Gesundheit im Ruhestand
Viele freuen sich, wenn die Zeit des Arbeitslebens endlich vorbei ist und sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen können. Doch dieser Lebensabschnitt birgt auch einige Herausforderungen.
Viele freuen sich, wenn die Zeit des Arbeitslebens endlich vorbei ist und sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen können. Doch dieser Lebensabschnitt birgt auch einige Herausforderungen.
Viele junge Menschen träumen davon, nicht mehr arbeiten zu müssen und trotzdem genügend Geld für den Lebensunterhalt zu haben. Der Ruhestand klingt für sie daher nach einem erstrebenswerten Ziel. Doch je näher dieses rückt, desto schwerer fällt es vielen, sich tatsächlich aus dem Berufsleben zu verabschieden. Denn mit dem Job gehen auch soziale Kontakte, eine regelmäßige Beschäftigung sowie das Gefühl, eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden. Wertschätzung, Anerkennung, Selbstbewusstsein – ein Job kann viel mehr geben als nur Geld und wenn all dies auf einmal wegfällt, drohen Einsamkeit und soziale Isolation. Zudem wird das Gefühl, überflüssig zu sein, häufig zur Belastung.
Verstärkt wird diese Problematik mit steigendem Alter, wenn der Freundeskreis zu schrumpfen beginnt oder die körperliche Verfassung schlichtweg nicht mehr für Besuche bei Bekannten oder Ausflüge reicht. Der Übergang in den Ruhestand bedeutet daher für viele ältere Menschen einen Verlust an regelmäßigen sozialen Kontakten, sei es durch den Wegfall von Kollegen oder den Rückgang gesellschaftlicher Aktivitäten.
So spät wie möglich in den Ruhestand zu gehen, klingt angesichts der geschilderten Problematik nach der besten Lösung. Das ist sie allerdings nicht, wie eine aktuelle Studie beweist: Ein späterer Ruhestand erhöht demnach das Risiko eines verfrühten Tods. Noch dazu bleibt weniger Zeit, um die Rente wirklich zu genießen – denn richtig gestaltet, kann sie durchaus noch einmal eine wunderschöne sowie erlebnisreiche Lebensphase werden.
Wichtig ist nur, sich eine erneute Aufgabe zu suchen, um eben nicht zuhause auf dem Sofa zu sitzen und sich zu langweilen. Denn darunter leiden die körperliche und die mentale Gesundheit gleichermaßen. Wer es hingegen schafft, einen neuen Zweck zu finden, der wieder Leidenschaft sowie Motivation weckt, kann auch den Ruhestand besser genießen. Hierbei kann es sich beispielsweise um folgende Interessen oder Aufgaben handeln:
Außer den genannten Punkten sind es die alltäglichen Aufgaben, die für eine sinnvolle Beschäftigung und damit für Ablenkung von negativen Gedanken sorgen können. Das Pflegen des Gartens, die Betreuung von Enkelkindern oder einem Haustier sowie das Renovierungsprojekt im eigenen Zuhause sind nur einige von vielen typischen Beispielen.
Sich Beschäftigungen zu suchen, ist daher in jedem Fall sinnvoll, um kein Gefühl der Sinnlosigkeit zu riskieren. Meistens ist es somit eine Mischung aus all den genannten Ideen, die auch im Ruhestand für einen gefüllten und erfüllten Alltag sorgen. Das Streichen der Wände am Vormittag, nachmittags die Enkelkinder abholen, abends einem Hobby nachgehen und manchmal eine Reise – so kann der Alltag beispielhaft in der Rente gestaltet werden, um aktiv, zufrieden sowie sozial verknüpft zu bleiben. Dadurch lassen sich häufige Probleme wie Sinnkrisen oder Einsamkeit im Alter in vielen Fällen präventiv verhindern.
Mit steigendem Alter ist der Radius meist eingeschränkt. Das bedeutet, dass es immer anstrengender wird, die eigenen vier Wände zu verlassen und Ausflüge zu machen oder sich mit Freunden zu treffen. Dadurch kann Langeweile oder, schlimmer noch, Einsamkeit entstehen. In solchen Fällen ist es sinnvoll oder sogar notwendig, in ein anderes Zuhause umzuziehen oder die eigene Immobilie umzugestalten. Je früher das Wohnumfeld so gestaltet wird, dass es auch bei körperlichen Einschränkungen noch möglichst viel Mobilität und Selbständigkeit erlaubt, desto zufriedener sind die Rentner meist mit ihrer Wohnsituation. Außerdem können Umzüge, barrierefreie Umgestaltungen oder andere größere Aktionen schwerfallen, mitunter unmöglich sein, wenn die Gesundheit bereits zu weit eingeschränkt ist.
Erneut ist es also ratsam, sich frühzeitig Gedanken zu machen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um auch im Alter noch ein Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit zu behalten. Soziale Kontakte sind diesbezüglich ein zentrales Thema, denn wenn der eigene Radius schrumpft, ist es umso wichtiger, dass das soziale Umfeld in der Nähe ist oder häufig zu Besuch kommen kann. Geeignete Wohnarrangements für den Ruhestand sind daher zum Beispiel:
Barrierefreies Zuhause
Wer ein Eigenheim besitzt, möchte darin so lange wie möglich wohnen bleiben. Das ist verständlich und in vielen Fällen machbar, wenn frühzeitig die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Es lohnt sich daher, das eigene Zuhause barrierefrei umzubauen – erneut ist dies am besten, noch bevor körperliche Einschränkungen eintreten und einen solchen Umbau beschwerlich oder sogar unmöglich machen. Ein barrierefreies Zuhause kann somit mehr Selbständigkeit und Freiheit bis ins hohe Alter gewähren, um so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Das gilt selbst, wenn irgendwann gesundheitliche Einschränkungen eintreten oder sogar eine ambulante Pflege notwendig wird.
Betreutes Wohnen
Allerdings kann es im eigenen Zuhause früher oder später einsam werden, wenn keine Freunde oder Familie in unmittelbarer Nähe wohnen und die Freunde zunehmend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Ein betreutes Wohnen ist dann eine hervorragende Alternative, um sozialen Anschluss zu Gleichaltrigen zu finden und die notwendigen Pflegeleistungen zu erhalten, aber dennoch selbständig zu bleiben. So lässt sich der Umzug in ein Pflegeheim maximal herauszögern und zugleich genießen die Bewohner noch etwas mehr Privatsphäre sowie Luxus als in einem klassischen Heim.
Seniorenresidenzen
Eine Seniorenresidenz wird auch als Alten- oder Altersheim bezeichnet und genießt einen eher schlechten Ruf. Zu Unrecht, denn es gibt mittlerweile zahlreiche Seniorenresidenzen, die durch eine wunderschöne Lage, tolle Leistungen sowie hervorragenden Komfort überzeugen. Sie haben ähnliche Vorteile wie das betreute Wohnen, zum Beispiel sozialen Anschluss und umfassende Pflegeleistungen – je nach Bedarf. Allerdings ist die Gemeinschaft hier enger und bietet etwas weniger Privatsphäre, was oft auf einen höheren Pflegebedarf zurückzuführen ist. Der Übergang zum Pflegeheim ist daher fließend, allerdings steht in der Seniorenresidenz noch eher der soziale Aspekt im Vordergrund,…
Pflegeheim
…während beim Pflegeheim die Pflege überwiegt, wie der Name bereits vermuten lässt. Hierher ziehen ältere Personen daher meist erst um, wenn sie bereits einen hohen Pflegebedarf und einen geringen Grad der Selbständigkeit haben. Dabei hat das Leben im Pflegeheim viele Vorteile für Senioren: Im Pflegeheim sind sie rund um die Uhr gut versorgt und sie erhalten sofortige medizinische Betreuung, wenn diese notwendig wird. Trotzdem können die Bewohner noch innerhalb ihrer Möglichkeiten sozialen Anschluss finden, vielleicht sogar an gemeinsamen Ausflügen und Aktivitäten teilnehmen. Denn in den eigenen vier Wänden resultiert aus einer steigenden Pflegebedürftigkeit oft eine große Einsamkeit und es fehlen die äußeren Anreize, die für die körperliche sowie mentale Gesundheit wichtig sind.
Mehrgenerationenhaus
Neben den bisher genannten „klassischen“ Wohnlösungen für Senioren gibt es immer mehr ungewöhnliche Konzepte, die sich derzeit steigender Beliebtheit erfreuen. Mehrgenerationenhäuser gehören hinzu, denn sie setzen auf Nachbarschaftshilfe und sozialen Anschluss zwischen unterschiedlichen Generationen. So bleiben die Rentner sozusagen mitten im Leben, haben aber dennoch Hilfe im Alltag, wenn sie diese benötigen – beispielsweise beim Einkaufen.
Natürlich lässt sich so ein Mehrgenerationenhaus auch im eigenen Familienkreis bilden. Früher war es schließlich üblich, dass mehrere Generationen unter einem Dach lebten und sich gegenseitig unterstützten. Ob und wie eng dieses Zusammenwohnen gewünscht ist, kann im Einzelfall entschieden oder einfach für einen Testzeitraum ausprobiert werden.
Senioren-Wohngemeinschaften
Eine weitere, vergleichsweise neue Wohnform ist die Senioren-WG. Ähnlich wie bei der klassischen Studenten-WG, wohnen hier ältere Personen als Wohngemeinschaft zusammen – entweder in einem Haus oder in einer ausreichend großen Wohnung. Dabei hat jeder mindestens ein eigenes Zimmer zur privaten Nutzung, während es auch Gemeinschaftsräume gibt, die dem sozialen Austausch dienen. Das Bad und die Küche werden in den meisten Fällen ebenso gemeinschaftlich genutzt. Abgesehen von dem sozialen Aspekt bringt diese Wohnform den Vorteil mit sich, dass die Kosten für Miete, Strom und anderes geteilt werden. Die Pflichten im Haushalt können so verteilt werden, wie es für jeden noch möglich ist. Diese gegenseitige Unterstützung erleichtert den Alltag.
Die richtige Wohnoption zu finden, bietet daher vielfältige Vorteile und kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken – psychisch und physisch. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig über die Möglichkeiten und deren jeweilige Besonderheiten zu informieren. Denn wie die Beispiele bereits deutlich gemacht haben, sind die Grenzen manchmal fließend und es gibt verschiedene Optionen, trotz pflegerischer Unterstützung zuhause wohnen zu bleiben. Das ermöglichen beispielsweise Mischformen wie die therapeutische Wohngemeinschaft oder die ambulante Betreuung.
Deshalb muss stets im Einzelfall entschieden werden, welche die beste Wahl ist. So können rechtzeitig Maßnahmen wie der barrierefreie Umbau, ein Umzug oder eine Bewerbung auf einen Platz in der Seniorenresidenz vorgenommen werden. Durch dieses frühzeitige Handeln können die Senioren vielen typischen Problemen im Ruhestand präventiv begegnen, beispielsweise der Einsamkeit.
Das Leben besteht aus ständigen Veränderungen. Dies wird den meisten Menschen mit steigendem Alter immer bewusster. Leider handelt es sich dabei nicht nur um positive Veränderungen, sondern auch Sorgen sind im Ruhestand keine Seltenheit. Solche Veränderungen können daher eine große psychische Belastung sein. Dabei handelt es sich beispielsweise um
Leider lassen sich Sorgen und Schicksalsschläge niemals mit Sicherheit verhindern. Doch eine positive Grundeinstellung und die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, können viele Dinge erträglicher machen. Ältere Menschen haben darüber hinaus den Vorteil, auf viel Erfahrung zurückgreifen zu können, um solche Belastungen besser zu stemmen als noch in einem jüngeren Lebensalter.
Dennoch: Die psychische Gesundheit kann unter all diesen Veränderungen und Belastungen leiden. Dies ist kein Grund zur Scham, sondern eine vollkommen normale Reaktion, wenn so viele Herausforderungen auf einmal ins Leben treten.
Noch dazu können körperliche Veränderungen, beispielsweise bei den Hormonen oder im Gehirn, die Entwicklung von Depressionen, Ängsten oder anderen psychischen Beschwerden begünstigen. Es ist deshalb wichtig, die mentale Gesundheit im Blick zu behalten, aktiv zu fördern und bei Bedarf zu behandeln, bevor sich ernstzunehmende Störungen entwickeln und zur zusätzlichen Belastung im Alter werden. Um die psychische Gesundheit im Ruhestand zu fördern, ist es daher empfehlenswert, verschiedene Strategien und Maßnahmen zu ergreifen:
So schön der Ruhestand auch sein mag mit all seinen Vorzügen: Ganz ohne psychische Herausforderungen kommt er leider nicht. Es ist deshalb wichtig, sich darauf frühzeitig vorzubereiten, mental sowie durch konkrete Maßnahmen rund um die Wohnsituation, den sozialen Anschluss und andere Aspekte. So lässt sich die Lebensqualität maximieren und eine Einsamkeit selbst bei eintretender Pflegebedürftigkeit präventiv verhindern.
Wichtig ist es zudem, eine positive Grundeinstellung zu bewahren und Hilfe dankend anzunehmen, wenn sie angeboten oder notwendig wird, sei es aus dem sozialen Umfeld oder in Form einer professionellen Beratung, Behandlung oder Therapie. Denn gemeinsam lässt sich der Ruhestand umso mehr genießen und die Sorgen schrumpfen.