Dachdecker bei der Arbeit
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Dachdecker bei der Arbeit
Zukunftssicher

In diesen Handwerksberufen lohnt sich eine Ausbildung

Nachwuchshandwerker sind derzeit branchenübergreifend gefragt wie nie. Dennoch gibt es einige Berufe, in denen es um die Zukunftssicherheit besonders gut bestellt ist.

Obwohl die Zahl der Geburten seit mehreren Jahrzehnten relativ konstant (niedrig) ist, suchen seit einigen Jahren besonders wenige jungen Menschen jedes Jahrgangs ihre berufliche Zukunft im Handwerk. Bei manchen Berufen mag das verständlich sein, da sie mittel- bis langfristig keine allzu rosige Zukunft haben.

Bei anderen Handwerksjobs hingegen sieht es anders aus. Wer sich generell mit dem Gedanken anfreunden kann, diese Richtung einzuschlagen, sollte sich insbesondere die folgenden Ausbildungen gut überlegen. Sie dürften zu den zukunftssichersten Berufen überhaupt gehören.

Sichtbarer Nachwuchsmangel: Ausbildungsdaten für das Handwerk

Bevor wir in die Liste einsteigen, zunächst ein allgemeiner Überblick über das, was junge Menschen heutzutage nach der Schule tun. Dadurch wird deutlich, wo das Handwerk steht:

  • Seit Beginn der 2010er wählt mehr als die Hälfte der relevanten Jahrgänge ein Studium. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es lediglich 33 %. Zwar beendet nicht jeder sein Studium erfolgreich. Wer es jedoch tut, ergreift kaum eine klassische Berufsausbildung.
  • Passend dazu sinkt die Zahl von Menschen in Berufsausbildungen. 2022 belief sie sich auf lediglich 1,21 Millionen – anno 2000 waren es noch 1,70 Millionen. Im Jahr 2021 gab es weniger als halb so viele Azubis wie Studierende. Zum Vergleich: 1950 gab es lediglich einen Studenten pro 7,5 Auszubildende.
  • Schon allein diese Zahlen bedeuten, dass weniger junge Menschen sich fürs Handwerk entscheiden. Erschwert wird die Lage, weil es proportional gesehen noch schlechter aussieht: Wer eine Berufsausbildung wählt, geht heutzutage eher in Richtung „Schreibtischjob“. So gab es 2022 rund 680.300 Azubis in Industrie und Handel, jedoch bloß 345.700 im Handwerk.

Wer sehen möchte, wie die Handwerksberufe abschneiden, findet dazu Zahlen für alle Ausbildungsberufe aus dem Jahr 2021 auf den Seiten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

An dieser Stelle ein Auszug. Die Zahlen jeweils neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in diesem Jahr:

  • Einzelhandelskaufmann: 24.276
  • Kfz-Mechatroniker: 19.908
  • Tischler: 8.142
  • Metallbauer: 4.218
  • Maurer: 4.041
  • Bäcker: 1.890
  • Anlagenmechaniker: 996
  • Forstwirt: 729
  • Schornsteinfeger: 678
  • Baugeräteführer: 669
  • Gerüstbauer: 393
  • Fluggeräteelektroniker: 60
  • Spezialtiefbauer: 51
  • Estrichleger: 42

Den traurigen Spitzenplatz belegen handwerkliche Ausbildungsberufe wie Glasmacher, Glasbläser, Bogenmacher oder Spielzeughersteller. Bei ihnen wurde 2021 kein einziger Ausbildungsvertrag abgeschlossen.

Zugegeben, unter den schlecht besetzten Jobs sind ebenso einige Kaufmanns- und ähnliche Büroberufe. Allerdings ist das Verhältnis handwerklicher Ausbildungsberufe bemerkenswert.

Stellt sich nun die Frage: Welchen Berufsweg sollte ein junger Mensch wählen, der für die kommenden Jahrzehnte möglichst sicher sein möchte vor einem irgendwie gearteten Bedeutungsverlust seiner Branche?

#1: Kfz-Mechatroniker, Fachrichtung System- und Hochvolttechnik

Das Kfz-Handwerk hat nicht solche Nachwuchssorgen wie andere Handwerksberufe. Allerdings ist selbst hier die Situation beileibe nicht perfekt.

Unter diesem Aspekt dürfte es keine anderen Kraftfahrzeug-Berufe geben, die in Zukunft so wichtig werden wie der Kfz-Mechatroniker der Fachrichtung System- und Hochvolttechnik.

Sein Tagwerk besteht darin, sich mit den elektrisch-elektronischen Systemen von Fahrzeugen zu befassen – wo dies bei den anderen Kfz-Fachrichtungen nur ein kleiner Teil ist. Dadurch sind diese Kfz-Mechatroniker Spezialisten für sämtliche Sensoren, Steuergeräte und Komfort-Elektronik und den elektrischen Teil der Antriebstechnik.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Aus zwei Gründen:

  1. Menge und Komplexitätsgrad von Elektrik und Elektronik steigen weiterhin ungebremst. Unter anderem sind sie längst Hauptverantwortliche hinsichtlich der Pannenstatistiken – weit vor mechanischen Problemen.
  2. Egal, ob Hybrid, batterieelektrisch oder brennstoffzellenbetrieben: Elektroantriebe sind definitiv die Zukunft.

Dazu Christoph Liedtke, Experte für E-Mobilität beim bekannten Vergleichsportal Verivox:

Die jüngsten Jahre haben gezeigt, dass Elektrofahrzeuge ein enormes Potenzial in Deutschland haben. Selbst, wenn die Zulassungszahlen nach Wegfall verschiedener staatlicher Fördermittel etwas eingebrochen sind, so ist das E-Auto selbst doch "das" Antriebskonzept der Zukunft. In beruflicher Hinsicht ist eine Fokussierung im Rahmen einer Kfz-Ausbildung deshalb unbedingt sinnvoll.

Nicht zuletzt sollen ab 2035 in der EU gar keine Verbrenner(-PKW) mehr zugelassen werden. Wer also jetzt schon nicht nur Automechatroniker wird, sondern explizit die elektrisch-digitale Fachrichtung wählt, der wird dann schon Jahre der Berufserfahrung haben und sich den Arbeitgeber aussuchen können – wohingegen viele andere Kfz-Mechatroniker sich mit schwindendem Bedarf konfrontiert sehen werden.

#2: Elektroniker – alle Fachrichtungen

Der Ausbildungsberuf des Elektronikers ist umgangssprachlich eher als Elektriker bekannt. Diese Handwerker sind also für alles zuständig, was mit Strom zu tun hat – und davon ausgehend solche unterschiedlichen Schwerpunkte wie Beleuchtung, Steuerung, Energieversorgung, Überwachung und Ähnliches.

In der Praxis gibt es heute zwei Fachrichtungen in diesem Ausbildungsberuf, nämlich

  1. Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik: Der klassische Elektroinstallateur. Er ist ebenso für die Stromversorgung in Neubauten zuständig wie für Gebäudeautomatisierungstechniken und vergleichbare Themen.
  2. Elektroniker für Automatisierungs- und Systemtechnik: Diese Handwerker finden sich eher im unternehmerisch-wirtschaftlichen Bereich, wo sie beispielsweise Mess- und Regelungstechnik aufbauen und warten.

Hinzu kommen noch andere Elektronikerberufe, die eher in der Industrie angesiedelt sind. Etwa der Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme. Er ist ein Spezialist für derartige Systeme in Wohnanlagen, öffentlichen Einrichtungen, Industriebetrieben und nicht zuletzt in den Schaltzentren der Stromversorgung.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Die Antwort hierauf ähnelt derjenigen im vorherigen Kapitel: Deutschland befindet sich inmitten eines gigantischen Transformationsprozesses. Allein, was sich derzeit in Sachen Um- und Ausbau der Stromversorgung tut, bietet Arbeit für Jahrzehnte.

Hinzu kommt die immer umfangreichere Digitalisierung. Sie macht Systeme insgesamt komplexer, wodurch es viel mehr Gründe gibt, für Installation, Wartung und Fehlerbehebung Fachleute zu beauftragen.

Von der derzeit darbenden Bautätigkeit sollte sich kein junger Mensch abschrecken lassen. Selbst wenn wir diesen einzelnen Aspekt ausklammern, bietet das Thema Elektrik und Elektronik mehr als genug Zukunftssicherheit.

Denn wenn eines gilt, dann das: Die Zukunft ist elektrisch. Und sie kann nur erreicht werden und dauerhaft funktionieren, wenn es genügend Profis gibt, die sich damit auskennen.

Elektrotechniker bei der Arbeit
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Elektrotechniker bei der Arbeit

#3: Anlagenmechaniker SHK

Der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist längst ein Allrounder, der klassische (Vorgänger-)Ausbildungsberufe wie Gas-Wasser-Installateur meilenweit hinter sich gelassen hat.

Heutzutage läuft es in den meisten Ausbildungsfirmen darauf hinaus, sich in eine spezielle Fachrichtung zu orientieren, namentlich:

  • Erneuerbare Energie und Umwelttechnik
  • Klimatechnik
  • Wärmetechnik
  • Wassertechnik

Das ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil in diesen Fachrichtungen mittlerweile auch elektrische und elektronische Dinge thematisiert werden.

So kommt ein Azubi fast automatisch mit Themen wie Photovoltaik und Solarthermie oder Steuerungs- und Regelelektronik in Kontakt. Aus diesem Grund gibt es mit dem Gesellenbrief gleichzeitig ein Zertifikat als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Der Anlagenmechaniker SHK spielt eine zentrale Rolle dabei, Deutschlands Versorgung mit Heizwärme, Frisch- und Abwasser zu modernisieren und dabei nachhaltiger zu machen. Bereits das ist ein starker Grund für eine gute Zukunftsaussicht – denn es gibt einigen Nachholbedarf.

Hinzu kommt jedoch folgendes: All diese Systeme werden beständig komplexer. Der Beruf wird dadurch abwechslungsreicher und knackiger. Die Zeiten, in denen ein Installateur beispielsweise nichts anderes machte, als in Neubauten Abwasserleitungen zu verlegen, Waschbecken und Wasserhähne zu setzen, sind in den allermeisten Ausbildungsbetrieben längst vorbei. 

#4: Zerspanungsmechaniker in Frästechnik

Viele Ausbildungsberufe klingen anhand ihrer offiziellen Bezeichnung etwas nichtssagend. Der Zerspanungsmechaniker in Frästechnik gehört definitiv dazu. Tatsächlich handelt es sich hierbei trotz der Bezeichnung um einen der zutiefst digitalisierten handwerklichen Berufe überhaupt.

Denn bei diesen Profis geht es primär um eines: Computerized Numerical Control, breiter bekannt unter dem Kürzel CNC. Das heißt, ein Großteil der Arbeit besteht darin, mit dementsprechenden computergesteuerten Maschinen zu arbeiten. Das umfasst das Erstellen der nötigen Dateien ebenso wie knallhartes Programmieren und nicht zuletzt eine enorme Menge an Mathematik.

Tatsächlich gibt es nur wenige Handwerksberufe, bei denen der Alltag so wenig „zupackend“ ist, sondern eher am Computer stattfindet. Gleichsam handelt es sich definitiv nicht um einen ausschließlichen Schreibtischjob. Denn der Zerspanungsmechaniker in Frästechnik ist ebenso derjenige, der direkt an den Maschinen alles einstellt und sie arbeiten lässt – und das nicht nur in Metall, sondern jedem Werkstoff.

Last, but not least, kommt in diesem Berufsbild ein weiteres Thema immer stärker zum Vorschein. Auftragen statt wegnehmen. Daher sind diese Zerspanungsmechaniker ebenfalls stark im Thema 3D-Druck, 3D-Lasersintern etc. involviert.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Sowohl in der industriellen Produktion als auch handwerklichen Kleinserien und Einzelanfertigungen ist CNC-Technik die Zukunft. Schon heute hat sie in sehr vielen Betrieben herkömmliche mechanische Fräsen und Drehbänke verdrängt. Zudem kann die Technik bei einer breiten Palette von Materialien angewendet werden. Dadurch sind solche Zerspanungsmechaniker nicht so sehr von der Konjunktur bei einem Material abhängig, wie es beispielsweise Metallbauer sind.

Nicht zuletzt spielt hier die Digitalisierung eine Hauptrolle. Künftige Systeme werden noch leistungsfähiger und präziser. Dadurch stehen Zerspanungsmechaniker in Frästechnik sozusagen an vorderster Front.

#5: Solarteur

Im Gegensatz zu allen anderen Berufen aus dieser Liste handelt es sich beim Solarteuer nicht um einen Ausbildungsberuf – zumindest noch nicht. Vielmehr ist es eine Zusatzqualifikation, respektive Spezialisierung in verschiedenen Handwerksberufen.

Ein Anlagenmechaniker SHK kann ebenso zum Solarteur werden wie beispielsweise ein Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik – oder gar ein Dachdecker.

Im Kern handelt es sich jedoch immer um dieselbe Thematik. Nämlich Installation und Wartung von Solartechnik – also Photovoltaik und Solarthermie. Das ist nicht nur ein komplexes Thema für sich, sondern vereint mehrere Gewerke. Allen voran klassische Elektrotechnik, Dachdeckerei sowie mitunter Heizungstechnik. Hierin liegt der Hauptgrund, warum mehrere Wege „nach Rom“ führen.

In der Berufspraxis geht es also darum, Solaranlagen zu planen und fertig nutzbar zu installieren. Natürlich ist dabei Schwindelfreiheit eine grundsätzliche Anforderung.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Deutschland und Europa wollen schnellstmöglich zu einer maximal regenerativen Energieerzeugung auf allen Ebenen gelangen. Solartechnik im Allgemeinen und Photovoltaik im Besonderen stellt dabei den vielleicht wichtigsten einzelnen Ansatzpunkt dar.

Aber: Zwar unterscheiden sich die als nötig erachteten Ausbaumengen an installierter PV-Leistung je nach Studie. Es ist jedoch stets ein riesiger Wert – von dem wir überdies noch meilenweit entfernt sind.

Das bedeutet unter dem Strich, Solarteure werden so lange in wirklich „rauen Mengen“ benötigt, bis der Staatenverbund oder zumindest Deutschland seinen Ausbau an Photovoltaik abgeschlossen hat. Das heißt jedoch nicht, damit wäre die Notwendigkeit für diesen Beruf beendet:

  1. Bei einem solchen Mammutprojekt wird, wenn der Ausbau beendet ist, bei den ältesten Anlagen vielfach bereits wieder ein Austausch nötig sein. Ferner müssen alle Systeme gewartet und repariert werden – etwa nach zerstörerischen Wetterereignissen.
  2. Bauen und Sanieren ohne Photovoltaik zu installieren, wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Ergo werden ständig weitere Anlagen errichtet werden müssen.
  3. Insbesondere, was die Kombination von Solartechnik und anderen Flächen als Dächern und Fassaden anbelangt, stehen wir noch ganz am Anfang – etwa eine Errichtung auf Äckern, wobei darunter weiter Landwirtschaft betrieben wird.

Wer sich heute als junger Mensch, wahrscheinlich noch Teenager, in diese Richtung orientiert, muss sich definitiv keine Sorgen machen, vor Rentenbeginn zu einer Branche auf dem absteigenden Ast zu gehören.

Im Gegenteil, so wichtig wie der Ausbau von Solarenergie ist, könnte diesbezüglich vielleicht sogar ein gänzlich eigenständiger Ausbildungsberuf entstehen.

#6: Forstwirt

Mit 729 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen (wie im ersten Kapitel zu lesen) ist der Forstwirt nicht gerade ein beliebter Handwerksberuf. Was jedoch die Arbeit in der Natur anbelangt, gehört er zu den wichtigsten und zukunftsträchtigsten überhaupt.

Denn der Forstwirt ist ein ausführender Experte für alles, was mit dem Thema Wald zusammenhängt. Von der Anpflanzung neuer Bäume und ganzer Wälder über die Pflege von Baumbeständen, Fällen und Aufbereiten bis zur Pflege von forstlicher Infrastruktur reicht die Bandbreite.

Natürlich ist das ein in jeglicher Hinsicht harter, körperlicher Beruf, bei dem man bei Wind und Wetter draußen arbeitet. Wer sich daran jedoch nicht stört, der könnte einen Ausbildungsjob finden, der gleichsam sehr technische wie ursprüngliche Facetten hat.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

Deutschland wird zu etwa einem Drittel von Wald bedeckt – und man ist stark an Wiederaufforstung interessiert, wodurch es noch mehr werden dürfte. Schon dieser Wald ist ein wichtiges Gut, denn sein Holz wird als wertvoller Rohstoff der kurzen Transportwege (Stichwort Energieverbrauch) in vielfacher Form benötigt.

Schon deshalb benötigt es auf unabsehbare Zeit weiterhin qualifizierte Fachleute. Tatsächlich ist der Bedarf für neue Forstwirte noch deutlich größer. Der Doppelgrund dafür:

  1. Viele Bestände sind Monokulturen, von denen man generell aufgrund ihrer Anfälligkeit und geringen ökologischen Wertigkeit wegmöchte.
  2. Aufgrund des Klimawandels (etwa durch Windwurf und Borkenkäfer) wird Wald derzeit und noch in Zukunft übermäßig geschädigt. Er muss sowohl aufbereitet als auch großmaßstäblich auf andere Sorten umgestellt werden.

Forstwirte sind hierbei nicht weniger als die Speerspitze. Sie beseitigen kranke oder von Stürmen umgestürzte Baumbestände. Gleichzeitig setzen sie an dieser Stelle neue, resistentere Bäume.

Und angesichts des langsamen Wachstums selbst „schnellwachsender“ Arten handelt es sich hier definitiv um einen Job für mehrere Generationen.

#7: Fachkraft für Abwassertechnik

Es ist definitiv nicht der wohlriechendste Job dieser Liste. Was seine Bedeutung für unsere Zivilisation anbelangt, kann man die Rolle der Fachkraft für Abwassertechnik nicht hoch genug einschätzen.

Denn diese Spezialisten, deren Beruf voraussichtlich 2024 in Umwelttechnologe für Abwassertechnik umbenannt wird, befassen sich mit unseren Abwässern. Ihre Aufgabe ist der Betrieb von Kläranlagen. Und hier vor allem das ständige Messen und Analysieren von Schadstoff- und sonstigen Werten.

Der Job könnte kaum wichtiger sein. Denn von den Inhaltsstoffen des Abwassers bis zur Güte der geklärten Wässer hängen zahlreiche Faktoren ab. Sie betreffen solche Themen wie die Wasserqualität in Flüssen und Bächen (wohin geklärtes Abwasser geleitet wird), und somit deren Eignung als Lebensraum, bis hin zur Volksgesundheit.

Denn nicht nur ist Abwasserklärung wichtig zur Verhinderung von Krankheiten. Die Analyse im Klärwerk bietet zudem sehr bedeutende Einblicke in den allgemeinen Gesundheitszustand. Beispielsweise nutzte man Abwasseranalysen während der Pandemie, um Rückschlüsse auf lokale Virenlasten und Virustypen zu gewinnen.

Warum sind die Zukunftsaussichten gut?

An dieser Stelle der vielleicht kürzeste Grund von allen in diesem Artikel: Abwässer wird es immer geben. Ihre Aufbereitung und Analyse werden zudem immer komplexer und vielfältiger. Fachkräfte für Abwassertechnik werden deshalb noch für unbestimmbare Zeit eine maßgebliche Rolle spielen.

Zukunft Handwerk: Warum es eine goldrichtige Wahl sein kann

Warum haben fast alle Handwerksbranchen Nachwuchssorgen? Mancher Leser wird sich diese Frage vielleicht über die zurückliegenden Zeilen bereits gestellt haben – mitunter inklusive der Folgefrage: „Wenn so viele nicht ins Handwerk gehen, gibt es dann vielleicht einen Grund?“.

Ja, den gibt es – allerdings keinen negativen aufseiten des Handwerks. Letzten Endes ist das nur das Ergebnis einer Trendwende. Auf vielen gesellschaftlichen und politischen Ebenen hat sich seit Jahren ein Denken etabliert, wonach Hochschulabschlüsse und Bürojobs das Maß aller Dinge seien.

Mit ein Grund dafür ist, dass viele Betriebe aufgrund gestiegener Anforderungen immer höhere Ansprüche an Abschlüsse stellen – was früher ein typischer Ausbildungsberuf für Realschulabsolventen war, richtet sich heute oftmals an Abiturienten.

Doch was bedeutet das für eine Ausbildung im Handwerk? Nun:

  • Die Handwerksberufe sind vielfältiger, komplexer und noch technischer geworden. Also beileibe nicht bloß etwas für junge Menschen, die „nicht gut genug für andere Berufe“ sind. Tatsächlich benötigen sehr viele Handwerksberufe eine hohe Intelligenz und technisches Verständnis.
  • Es handelt sich trotz allem um Berufe, bei denen das Körperliche, Zupackende einen starken Anteil hat. Das wird sich trotz aller Entwicklungen wohl nie ändern.
  • Aufgrund der hohen Individualität der meisten Aufträge handelt es sich in der Breite um nichts, was in absehbarer Zeit durch künstliche Intelligenzen oder Roboter ersetzt werden könnte – da sind einige Büroberufe deutlich gefährdeter.
  • Angesichts der angespannten Nachwuchssituation können angehende Azubis sich die Betriebe oftmals aussuchen und sogar auf diverse Vergütungen hoffen. Tatsächlich sind viele Firmen sogar vom Fokus auf Schulnoten abgewichen und achten viel stärker auf individuelle Qualitäten.

Anders gesprochen: Wer grundsätzlich keine Probleme damit hat, tagtäglich „anzupacken“, dem winkt heute im Handwerk eine sehr vorteilhafte Situation als Auszubildender. Aufgrund der teils hohen Qualifikationsanforderungen erstreckt sich diese Tatsache zudem bis über die Ausbildung hinaus – und zeigt sich etwa durch Gehälter, die mitunter an die von erfahrenen Hochschulabsolventen heranreichen.