Für seinen mutigen Einsatz wurde Thomas Schneller mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.
Helena Dolderer/dpa
Für seinen mutigen Einsatz wurde Thomas Schneller mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.
Zivilcourage

Zwei Minuten machten ihn zum Retter – Lehrer für Mut geehrt

Ein Alptraum, völlig unvermittelt: Ein Mädchen wird in einem Supermarkt mit einem Messer attackiert. Tobias Schneller beobachtet den Vorfall - und greift ein. Wie schafft man es, so mutig zu sein?

Manche schreiben jahrelang ein Buch, um berühmt zu werden. Bei Tobias Schneller waren es zwei Minuten, die ihn nun zu einer kleinen Berühmtheit in seinem Heimatort Wangen im Allgäu machen. Eigentlich wollte der Lehrer nur kurz im Supermarkt etwas einkaufen, plötzlich wird er Zeuge einer Messerattacke. Das Opfer ist ein vierjähriges Mädchen.

Und was macht Schneller? Er greift ein - im wahrsten Sinne des Wortes. Erst entwaffnet er den Täter, dann verfolgt er ihn auch noch und wählt währenddessen den Notruf. Die Polizei kann den Täter wenig später festnehmen.

Für sein mutiges Einschreiten ist Schneller nun mit der Rettungsmedaille des Landes ausgezeichnet worden. Innenminister Thomas Strobl (CDU) überreichte ihm die Medaille. Eine Auszeichnung, die nur etwa eine Handvoll mal im Jahr verliehen wird.

Schneller: «Mir ging gar nichts durch den Kopf»

«Tobias Schneller hat in höchster Gefahr ohne zu zögern und mutig eingegriffen, dem Täter sogar das Messer abgenommen und damit mit großer Wahrscheinlichkeit Menschenleben gerettet – und das ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit, seine Gesundheit, möglicherweise sein Leben», betonte Strobl. Dass der 53-Jährige in einer so unübersichtlichen Lage noch ein solches Maß an Fassung und gleichzeitiger Entschlossenheit aufgebracht habe, sei schlicht bemerkenswert.

Schneller selbst geht zurückhaltender mit seiner Rettungsaktion um. Für ihn sei damals im Supermarkt alles sehr schnell gegangen. «Mir ging gar nichts durch den Kopf», erinnert sich der Lehrer an den Schreckensmoment zurück. Angst habe er nicht gehabt. Schon nach zwei Minuten sei die Polizei eingetroffen.

Trotz der Anerkennung ist Schneller rückblickend nicht zufrieden mit seinem Handeln. Hätte er gewusst, was damals im Supermarkt wirklich passiert ist, hätte er sich als Erstes um das Opfer kümmern müssen, sagt er. «Ein guter Ersthelfer bleibt beim Opfer», erklärt er. In dem Moment habe er jedoch gar nicht wahrgenommen, dass ein Kind verletzt wurde.

Fall sorgte bundesweit für Entsetzen

Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen und Entsetzen gesorgt. Ein 35-jähriger Syrer mit niederländischem Pass hatte das vierjährige Mädchen im April vergangenen Jahres mit einem Küchenmesser in einem Supermarkt angegriffen und schwer verletzt. Die Vierjährige war mit ihrer Mutter unterwegs. Eine Notoperation hatte dem Mädchen das Leben gerettet. Täter und Opfer kannten sich nicht. 

Im Oktober hatte das Landgericht Ravensburg dann die dauerhafte Unterbringung des 35-Jährigen in der Psychiatrie angeordnet. Aufgrund seiner Krankheit sei er schuldunfähig. Das Urteil ist rechtskräftig. Der Mann hatte den Angriff auf das Mädchen im Prozess gestanden und gesagt, er habe auf eine «göttliche Eingebung» hin gehandelt.

Ausbildung von Schulsanitätern

In solchen Ausnahmesituationen ist es in den Augen Schnellers nur naheliegend, zu handeln, das Handy zu zücken und den Notruf zu wählen. Hilfe rufen sei die größte Hilfe. «Jeder kann Leben retten», sagt der 53-Jährige. Genau das versucht er auch, seinen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. An der Sonderschule in Wangen, an der Schneller Mathematik und Sport unterrichtet, bildet er Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter aus. 

Auch wenn ihn der Vorfall in Wangen zum Vorbild macht, sein Handeln empfindet der Lehrer im Nachhinein auch als riskant. Zu groß war die Gefahr, auch selbst verletzt zu werden. «Ich hatte einfach richtiges Glück», sagt Schneller. «Ich sage immer, eine Schar von Schutzengeln stand hinter mir.»

von Helena Dolderer, dpa
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