Gelingt ein Durchbruch im Streit ums Geld oder drohen gar Rückschritte im Kampf gegen die Klimakrise? Auf der Weltklimakonferenz in Baku ist kurz vor Schluss ein erbitterter Streit ausgebrochen. Entwicklungsstaaten fordern, dass die Industrieländer ihre Klimahilfen drastisch aufstocken. Die EU, USA und andere Wirtschaftsmächte weigerten sich in der Endphase aber weiter, konkrete Summen anzubieten.
UN-Generalsekretär Antonió Guterres reiste für ein Machtwort extra nach Baku: «Ich fordere jede Partei auf, sich stärker anzustrengen, das Tempo zu erhöhen und Ergebnisse zu liefern. Der Bedarf ist dringend, der Lohn ist groß - und die Zeit ist knapp.» Scheitern sei keine Option.
Kaum mehr als 24 Stunden vor dem geplanten Ende ließ sich erstmals auch Außenministerin Annalena Baerbock auf der Konferenz blicken. Zwar war Grünen-Politikerin bereits am Dienstagabend in Baku angekommen, musste sich allerdings krankmelden. «Wir werden als Team Deutschland und als Team Europa in den nächsten Tagen weiter hart um jeden Millimeter Fortschritt und jede kleinste Verbesserung ringen», sagte sie. Es sei nicht akzeptabel, dass die Beschlüsse zum Klimaschutz aus dem vergangenen Jahr in Dubai nun «verwässert oder verschlechtert» werden.
Bereits am Morgen machten sich Frust und Wut in der Zeltstadt am Olympiastadion breit, als unter der nüchternen Nummer «CMA 6 agenda item 11(a)» der lang ersehnte erste Beschlussentwurf zum Finanzierungsziel veröffentlicht wurde - und das mit stundenlanger Verspätung. Um die Gräben zuzuschütten, beriefen die Gastgeber mittags eine sogenannte Kurultai ein - so hießen die traditionellen Fürstenversammlungen früher Turkvölker und Mongolen. Alle Großkhane des mongolischen Reiches, etwa Dschingis Khan, wurden auf solchen Konventen gewählt.
EU im Angriffsmodus
Die EU ging wenig diplomatisch gleich in den Angriffsmodus. «Ich werde es nicht schönreden», sagte Klimakommissar Wopke Hoekstra. «Er ist in seiner jetzigen Form absolut nicht akzeptabel.» Der Text falle hinter die Beschlüsse aus Dubai zurück, wo sich die Welt auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas einigte. «Lasst uns hinschauen, was in der Welt an Klimakatastrophen passiert.» Das zeige, dass mehr und nicht weniger Ehrgeiz nötig sei.