Julian Nagelsmann und Joshua Kimmich verließen Dortmund mit ordentlich Übergepäck. Sinnbildlich versteht sich. Der Fußball-Wahnsinn beim 3:3 nach einer 3:0-Führung gegen Italien hatte dem Bundestrainer und seinem zweimal binnen drei Tagen gegen die Squadra Azzurra groß aufspielenden Kapitän massig Erkenntnisse aufgeladen.
Analyse und Ausblick Richtung Titelangriff im Final Four der Nations League beim nächsten Heimturnier im Sommer fielen so intensiv aus wie die positiv wie negativ imposanten 90 Minuten plus langer Nachspielzeit im zweiten Teil des Viertelfinal-Krachers.
«Das ist ein bisschen das Spiegelbild dessen, auf welchem Weg wir uns befinden. Man hat gemerkt, was wir spielen können, wie gut wir sein können, wenn wir alle am Limit sind, wenn wir alle konzentriert und fokussiert sind. Aber man hat auch gemerkt, wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, dass wir dann auch verwundbar und schlagbar sind», fasste Kimmich den Leistungsstand der Fußball-Nationalmannschaft nach dem wilden Sechs-Tore-Spiel zusammen.
Frechdachs-Tor für die Geschichtsbücher
Musialas grandioses Frechdachs-Tor mit Hilfe von Top-Vorbereiter Kimmich und eines cleveren Balljungen, das in die Länderspielgeschichte eingeht. Eine seit dem WM-Triumph 2014 nicht mehr gesehene Dominanz gegen einen großen Gegner. Das stand einem Konzentrations- und Leistungsabfall gegenüber, der im süßen Gefühl des Einzugs ins Final Four geschickt zum wichtigen Lernfaktor erklärt wurde.
Es war ja nochmal gut gegangen gegen Italien. «Es ist der letzte Schritt, der fehlt, so ein Spiel herunterzuspielen», meinte Abwehrchef Antonio Rüdiger. «Einen Tick schlauer» müsse man sein. «Viel zu viel Freestlye ohne Grund», sei in der zweiten Halbzeit zu sehen gewesen, monierte Nagelsmann.
Ansonsten wollte der Bundestrainer «über die zweite Halbzeit gar nicht zu viel sprechen». Überwiegen sollte der Power-Eindruck der ersten Halbzeit mit dem besten Nagelsmann-Fußball in eineinhalb DFB-Jahren.
Der Bundestrainer kam beim Aufzählen seiner Lehren sogar ein bisschen durcheinander. Zwei, drei oder vielleicht noch mehr wichtige Dinge auf dem Weg Richtung WM 2026 in Amerika hatte der Bundestrainer gesehen.
Der entscheidende Fakt bleibt: Die Fußball-Nationalmannschaft darf am 4. Juni (20.45 Uhr/ZDF) in München gegen Portugal im Halbfinale der Nations League Cristiano Ronaldo herausfordern. Vier Tage später will Kimmich in der Allianz Arena den Sieger-Pokal in die Höhe stemmen - quasi als Einstimmung auf die WM zwölf Monate später in den USA, Kanada und Mexiko.